Elefantentreffen

"Ein Elefant ist ein grün Ding, mit drei Rädern und Motor dran. Wirft dieses an man flink, man damit auch noch fahren kann."
Und die, die damit fahren, die treffen sich jedes Jahr im tiefsten Winter im Bayerischen Wald, um herauszufinden, ob es noch verrücktere oder härtetre Biker gibt, als sie selbst. Und da wir schon immer einmal wissen wollten, wie es ist, richtig verrückt zu sein, haben wir uns gedacht "Wir haben ein Gespann, also fahren wir auch dahin." Zur Anmerkung: Unser Gespann ist der allseits gut bekannte Pisspage mit selbstgebautem Beiwagen und inzwischen 133 cm³ Hubraum. Von vornherein war erst einmal zu klären, wie wir ca. 250 km mit einem Fahrzeug fahren, für das es keinerlei Zulassung gibt. Da hat uns der TÜV Augsburg auf eine gute Idee gebracht. Wir haben uns eine 5-Tages-Zulassung mit der Begründung geholt, wir wollen uns ein Motorrad kaufen, wissen aber noch nicht, was für eines, und benötigen zur Überführung ein solches Kurzzeitkennzeichen. (Rechts im Bild der erste von Hand ausgefüllte Fahrzeugschein). Pisspage wurde reisefertig gemacht und gecheckt. Fahrer und Beifahrer ließen sich inzwischen einfallen, was man alles anziehen muss, um diese Strecke bei winterlichen Außentemperaturen durchzustehen. Ein kleines Beispiel: Unterhose, Boxershorts, zwei lange Unterhosen, Cordura-Thermo-Hose, dünne Socken, dicke Socken, Faserpelzsocken, Springerstiefel, zwei T-Shirts, Hemd, Pullover, Jacke mit Winterfutter, Halstuch, Integralhelm, Seidenhandschuhe, Winterhandschuhe.
Um 9:50 Uhr Aufbruch von der Halle zu Acky, der uns mit einem Frühstück erwartete. Hier haben wir uns dann erst einmal von Gelbi verabschiedet, der mit Jürgen später nachgekommen ist. Frisch gestärkt haben wir dann noch versucht eine Abfahrtsbestätigung vom Bürgermeister zu erhalten, dieser war jedoch unterwegs und so starteten wir um ca. 11 Uhr Richtung unserer ersten Station Vilshofen. In Egenburg zwischen Ried und Odelzhausen stoppten wir zum ersten mal, damit Feldi sich mit einem ABC-Poncho noch besser gegen die Kälte schützen konnte. Die Fahrt ging dann weiter über Odelzhausen, Taxa und am Ortswegweiser nach Sixtnitgern vorbei nach Markt Indersdorf. Hier wurden wir das erste Mal freundlich von Bus- und Lkw-Fahrern gegrüßt. Kurz darauf überholten uns einige Motorradfahrer, die auch auf dem Weg zum Elefantentreffen waren. Die weitere Fahrt bis zu unserem ersten Stop in Allershausen verlief zügig und ohne Probleme. Als wir in Allershausen einfuhren, bemerkte Feldi zu seinem Schrecken, dass links an einer Tankstelle wohl gerade ein Betriebsausflug der Bereitschaftspolizei stattfand. Aber diese nahmen auch trotz einer Vollgaseinlage keine Notiz von uns. Hier in Allershausen machten wir erst mal Mittag und fragten bei Gelbi an, ob er und Jürgen schon losgefahren seien.
Frisch gestärkt ging es dann weiter Richtung Moosburg. Der erste Teil dieser Strecke war auch noch sehr einfach, bis das Schild "Ende der Ausbaustrecke" kam. Ab hier wurde die "Straße" sehr kurvig, holprig und stellenweise so eng, dass ein UPS-Fahrer und wir ein Problem hatten, aneinander vorbei zu kommen. Jetzt lag die Durchfahrt durch Moosburgs Altstadt an, bei der sich niemand über unser Gefährt wunderte. Als wir gerade durch die Altstadt durch waren, standen stand an der nächsten Ampel prompt die Polizei neben uns. „Okay“, dachten wir, „das war’s. Bis Moosburg sind wir gekommen und jetzt ist Ende.“ Aber ganz im Gegenteil: Die Polizisten in ihrem VW-Bus winkten nur recht freundlich und fuhren an uns vorbei. Wir müssen hier anmerken, dass uns unser eigener Polizei-VW-Bus mit Gelbi und Jürgen bisher noch nicht eingeholt hatte. Ab nun ging es weiter ausschließlich auf Nebenstrecken und durch sehr kleine Dörfer in Richtung Vilshofen. Nach mehreren kleinen Pausen und einem Unfall auf der Gegenfahrbahn (Überschlag), bei dem wir noch unsere Hilfe anboten, wurde es langsam dunkel und damit auch kälter. Es wurde nun öfter angehalten, damit sich der Fahrer im VW-Bus die Finger wieder auftauen konnte. Auf dieser ersten Etappe lief der Pisspage fast problemlos, nur als wir auf Reserve umschalteten, mochte er uns für ca. 10 Minuten nicht mehr. In Vilshofen angekommen fragten wir an einer Tankstelle nach dem Weg und erreichten dann auch mit einigen Umwegen das Wolferstetter Bräu. Die Umwege wurden freilich gleich zum Stadtgespräch in Vilshofen. Da man nach ca. 200 km ohne Tacho sowieso das Gefühl für angepasste Geschwindigkeit in der Ortschaft recht schnell verliert, wurde der Pisspage wie eine gesengte Sau durch die Straßen der Vilshofener Altstadt geprügelt, auch Einbahnstraßen waren dabei. Hinter dem Pisspagen immer hinterher unser Polizei-Bus, so gut und so schnell, wie er halt konnte. Als wir dann wieder einmal nach dem Weg fragten, fuhren wir gerade in verkehrter Richtung durch eine Einbahnstraße. In diesem Augenblick kam auch unser VW-Bus, und die Passanten glaubten gleich, dass dies die Polizei sei, die hinter uns her ist. Nachdem wir das Wolferstetter Bräu gefunden hatten, gönnten wir uns erst einmal sehr reichlichflüssige und feste Nahrung und suchten danach noch andere Etablissements zur weiteren Betankung auf. Als Feldi und Gelbi nachts ins Hotelzimmer kamen, wollte Gelbi noch duschen, hatte allerdings nicht mit der etwas maroden Dusche gerechnet, so sprang er wie Homer Simpson unter der Dusche hin und her und schrie "Heiß… – kalt…!"
Am nächsten Morgen ging es dann weiter in den Bayerischen Wald. Nach Überquerung der Donau ging es erst mal bergauf. Zwischenzeitlich hatte es angefengen zu regnen, aber als wir den Berg zum Elefantentreffen (14 % Steigung auf 3 km) rauffuhren, wurde es immer mehr Schnee. Oben angekommen, dirigierten wir den Bus auf den Parkplatz und fuhren mit dem Pisspagen die restlichen ca. 1,5 km Richtung Elefantentreffen. Am Eingang mussten wir feststellen, dass entweder die Organisatoren die Inflation ankurbeln wollten oder sonst irgendwie kein Verhältnis zum Geld hatten. Es sollten pro Mann und Nase 30,- DM Eintritt bezahlt werden, um dort im Zelt übernachten zu dürfen. In diesen 30,- DM waren enthalten: Kostenlose Benutzung der Toilettenwagen (Zustand 5 –6,) kein Bierzelt, keine Musik, kein Feuerholz. Feuerholz konnte man vor Ort kaufen, natürlich richtig schön nass. Wir riefen die anderen beiden an, die noch auf dem Parkplatz waren, und sagten, dass wir hier doch nicht übernachten würden. Feldi blieb vor Ort, der Schriftführer holte Gelbi und Jürgen ab. Auf dem Rückweg applaudierten noch zwei Gold-Wing-Fahrer mit VIVA-Italia unserem Piss-Pagen. Wieder am Eingang angekommen, entstand dann obiges Erinnerungs- und Beweisfoto. Hier legte sich Zwischendurch dann auch ein anderer Biker im Schnee schlafen, nachdem er in ca. 20 Minuten eine Flasche Rum leergesoffen hatte. Zwischenzeitlich führten wir ein Gespräch mit einem der Ordner, der uns erzählte, dass zum einen die Grundbesitzer jedes Jahr mehr verlangen würden und zum anderen hier 200 Ordner vorgeschrieben sind, die natürlich auch alle verköstigt werden müssen. Am Ende investierten wir dann doch noch etwas Geld, um uns das Treiben auch im Gelände anschauen zu können. An der Kasse wollten wir ein "Patch" kaufen, das verstand jedoch die Kassiererin nicht und so mussten wir einen "Aufnäher" verlangen. Beim Rundgang sahen wir ebensolche zusammengebauten Gefährte wie unseren Pisspagen, sämtliche Variationen, einen Grill zu betreiben (Senkrechter Spießbraten-Grill mit 50 cm³ Motor als Antrieb) und allerlei andere lustige Sachen. Wir fuhren dann wieder zurück zum Bus, um uns in fester und flüssiger Form zu stärken, zu trocknen und später den Pisspagen in den Bus zu laden. Auf der Rückfahrt zum Bus überholten wir alles, was auf dem Weg unterwegs war, vom Supersportler und Streetfighter über Enduro bis zum angetriebenen Beiwagengespann. Feldi saß im Beiwagen und schrie uns mangels Hupe den Weg frei. Während wir da waren (ca. 2 ½ Stunden) war unser Pisspage das einzige Gefährt, das ohne fremde Hilfe sprich anschieben oder hinaufziehen den Eingangsberg bewältigte. Inzwischen kam der Schnee waagrecht daher und ging weiter unten ebenso waagrecht in Regen über. Gegen 20 Uhr waren wir am Samstag wieder in Mering. Hier wurden wir teils freundlich teils weniger freundlich begrüßt, da wir auf dem Elefantentreffen nicht übernachtet hatten und zurück im Bus gefahren sind. Aber ansonsten war es ein schönes Erlebnis. Vor allem haben wir Vilshofen als prima Ausflugsziel in Erinnerung behalten.




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